Agrarpolitik muß fachlich geeignete Maßnahmen                                    vorschlagen

16.02.2020

 

Durch die Düngemittelverordnung soll pauschal 20 % weniger gedüngt werden dürfen. Die Pflanzen holen sich, was sie brauchen. Wenn dem Boden weniger Nährstoffe zugefügt als ihm durch die Pflanzen entzogen werden, bedeutet das einen Raubbau am Humus. Das ist  unter dem Gesichtspunkt einer nachhaltigen Wirtschaft katastrophal, weil dadurch auf Dauer der Humus im Boden zerstört wird. Der Humus ist aber der Stoff im Boden, der auf Dauer die Fruchtbarkeit sicherstellt. Warum diese einfache Überlegung, die jeder Lehrling im ersten Lehrjahr mitbekommt, in einem fachlich geführten Haus nicht berücksichtigt wird können die Landwirte nicht begreifen und nicht nachvollziehen zu kommen.

 

Die ökonomischen Folgen dieser Maßnahme sind unabsehbar. Sie führen auf jeden Fall zu einem Rückgang der Erntemenge und damit der Erträge. Da der Kostenaufwand im Wesentlichen bleibt, wird dieses zu Lasten der Marge gehen. Wenn sie überhaupt noch gegeben ist, dann sinkt sie. Für die Betriebe bedeutet das, dass sie mehr produzieren müssen, um betriebswirtschaftlich über die Runden zu kommen. Das wird aber für viele Betriebe nicht möglich sein, weil einerseits das Kapital für zusätzliche Flächenerwerbe fehlt oder es andererseits mangels Masse an der Möglichkeit fehlt weitere Fläche zu erwerben. Eine große Zahl von Betrieben wird betriebs-wirtschaftlich auf der Strecke bleiben.

 

Ich verkenne überhaupt nicht das Problem der Nitratbelastung. Es ist aber nicht einzusehen, dass ausschließlich die Landwirtschaft verantwortlich sein soll. Es sind doch auch die Abwässer. Auch dieser Teil muss bei der Lösung des Problems berücksichtigt werden und an den Lasten beteiligt werden.

 

Dieser schwere Eingriff trifft die Landwirtschaft in einer ohnehin schwierigen Situation. Nachdem die Rübe insbesondere in Nord-eutschland für die Ackerbaubetriebe als wichtigster Wert-chöpfungsteil durch einen dramatischen Preiseinbruch und zusätzlich durch einen Rückgang der Menge des Anbauvolumens aufgrund der wachsenden Konkurrenz durch Rohrzucker und einen Verbrauchsrückgang dramatisch an Bedeutung verloren hat, erleiden die Betriebe einen dramatischen  Rückgang ihrer Deckungsbeiträge. Das allein bringt viele Betriebe in eine Existenzkrise.

 

Der Ausfall der Rübe als Blattfrucht in der Fruchtfolge bringt aber noch weitere Probleme für die Landwirtschaft. Damit fehlt in der Fruchtfolge die Möglichkeit des Wechsels zwischen Blatt- und Halmfrucht, die zur Vermeidung von Pflanzenkrankheiten zwingend erforderlich ist.

 

Mais als Blattfrucht ist eine wirtschaftliche Alternative nur dort, wo es Biogasanlagen gibt. Ich weise aber darauf hin, dass eine Vermaisung der Landwirtschaft gar nicht gewollt ist. Raps ist von der Wertschöpfung her so weit eingebrochen, dass er diese Rolle nicht übernehmen kann.

 

Wie kann es für die Betriebe ökologisch und ökonomisch sinnvoll weitergehen? Der jetzt eingeschlagene Weg berücksichtigt die vorgetragenen Kernelemente nicht. Der angestrebte Weg entspricht nicht den Kriterien einer nachhaltigen und fachgerechten Landwirtschaft.

 

Deshalb muss die Agrarpolitik jetzt einen Beitrag dazu leisten, der auch wirklich geeignet ist, den Landwirten eine Perspektive bietet.

 

 

Jochen-Konrad Fromme

Rechtsanwalt

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