Wir brauchen wieder echte Vorschulen
Wenn Kinder mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen, sei es in der geistigen Entwicklungsreife, sei es bei den Sprachkenntnissen in Deutsch oder sei es bei den Sozialkompetenzen zusammen in einen Ausbildungsgang gepresst werden, darf man sich nicht wundern, wenn nur ein relativ niedriges Lernziel für alle erreicht wird. Die „guten“ werden unterfordert, der „Durchschnitt“ wird ein durchnittliches Ziel – aber ein niedrigeres Ziel welches er unter anderen Bedingungen erreichen könnte - erreichen und die „Schwachen“ werden überfordert und den Anschluß verlieren, obwohl sie bei richtiger Förderung einen Abschluß erreichen könnte
In Zeiten der Lehrerknappheit muss auf einen effizienten Einsatz dieser Ressourcen geachtet werden. Die höchste Ausbeute erreicht man bei Unterrichtenden dadurch, dass homogene Lerngruppen gebildet werden. Nur bei annähernd gleichen Ausgangsvoraussetzungen aller zu unterrichtenden können die Lernziele erreicht werden.
Je differenzierter die Lerngruppe ist, umso mehr Zeit muss der Lehrer für das „Aufholen“ der Schwächeren aufbringen. Dies geht der Gesamtgruppe verloren.
Um allen Kindern die gleichen Entwicklungschancen zu geben, müssen sie über vergleichbare und ausreichende Vorkenntnisse verfügen. Der Start muß unter vergleichbaren Voraussetzungen stattfinden. Dazu müssen eine ausreichende Entwicklungsreife und Sprachkenntnisse vorhanden sein. Defizite müssen durch vorschulische Maßnahmen abgebaut werden. Nur so lässt sich mit den knappen Ressourcen an Lehrern und Finanzmittel eine gute Bildung mit Chancengleichheit für alle erreichen. Das gilt sowohl für deutsche Kinder, als auch für Migrantenkinder.
Auch während der Schullaufbahn muss auf diese Bedingungen geachtet werden, weil sonst die gleichen Effekte eintreten. Das bedeutet, dass nach Begabungen differenziert werden muss.
Wie man mit homogenen Lerngruppen große Erfolge erzielt beweist das Beispiel Finnland.
Wir hatten solche „vorschulischen Einrichtungen“ in der Vergangenheit bereits zum Beispiel in Niedersachsen. Leider wurden sie aus finanziellen Gründen aufgegeben. Als Teil des schulischen Angebotes wurden sie vom Land finanziert. Dieses hat sie abgeschafft, um die Aufgabe auf die Kommunen in Form der Kindertagesstätten zu verschieben. Dies war ein Fehler. Wir brauchen wieder echte Vorschulen, um Defizite im sprachlichen Bereich abzubauen.
Wer also die einheitlichen Startvoraussetzungen nicht erfüllt, muß zunächst die Vorschule besuchen, um diese Defizite zu beseitigen. Wenn die Ausgangsbasis vergleichbar ist, kann auch für alle das Ziel am Ende der Grundschule erreicht werden. Hier erfolgt dann wieder ein Start am beginn der Sekundarstufe.
FAZ vom 17.08.2019
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Jochen-Konrad Fromme
Rechtsanwalt
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